Berlin boomt und nicht nur aus den anderen Bundesländern kommen die Zuziehenden in die Hauptstadt, auch internationale Arbeitskräfte suchen Mietwohnungen und Häuser in der wirtschaftlich prosperierenden Metropole. Doch wo die Nachfrage hoch, ist das Angebot zunehmend gering und Mieten wie Grundstückspreise schnellen in die Höhe. Klar, dass immer mehr das Umland in Brandenburg zum Wohnort erklären, dort, wo die Mieten noch vertretbar und die Grundstückspreise moderater ausfallen.
Noch im Jahre 2014 lag der Durchschnittspreis für eine Wohnung mittleren Standards in Berlin bei neun Euro pro Quadratmeter, so eine Umfrage unter den üblichen Immobilienportalen. Gesucht wurden vor allem kleinere Wohnungen mit Balkon. Doch schreiben wir das Jahr 2016 und der Wohnungsmarkt scheint leer gefegt, von bezahlbaren Objekten ganz zu schweigen. Obwohl seit langem ein Wohnungsmangel besteht und sich die Lage durch viele Neu-Berliner, sprich Flüchtende, zugespitzt hat, reichen die Wohnungsbauprogramme des Senates in keiner Weise aus die Probleme zu lösen.
Der im Januar diesen Jahres veröffentlichten Bevölkerungsprognose ist zu entnehmen, dass Berlin bereits in 10 Jahren eine vier-Millionen-Stadt sein wird, vorausgesetzt der Zuzug ebbt nicht ab. Doch dank der stetig wachsenden Wirtschaft und der Multikulturellen Anziehungskraft ist spätestens in 2030, mithin in nur 14 Jahren diese magische Grenze erreicht.
„Keine Metropole in Europa entwickelt sich so rasant wie Berlin. Ob Deutschland ohnehin im Fokus vieler Flüchtlinge steht oder allein der Spirit dieser Stadt, Berlin ist in und ich sehe in Teilen besorgt auf die Lage des Immobilienmarktes. Im Vordergrund stehen nicht die steigenden Mieten an sich, Bauland wird zunehmend einfach teurer und preiswert bauen wird ohne staatliche Hilfe kaum mehr möglich sein. Das bemerke ich schon seit Jahren und Berlin wird sich auch ausweiten, der Speckgürtel wird wachsen und das drückt sich letztlich in den Abverkaufszahlen nicht nur hier in Blankenfelde-Mahlow aus“, erklärt Immobilienprofi Thomas Mehnert, Geschäftsführer einiger Liegenschaft in Brandenburg.
Grundstückpreise für Familien in den Randbezirken unerschwinglich
Ja, es gibt sie noch, diese kleinen Grundstücke in Spandau, Reinickendorf, Köpenick oder Neukölln. Diese Immobilien, auf denen ein sanierungsbedürftiges kleines Haus auf seinen Käufer wartet. Handwerklich begabt muss er sein, denn der Sanierungsrückstand ist erheblich. Dafür kostet das Kleinod an der Grenze zu Brandenburg ja auch nur 250.000 Euro. Aber auch solche „Angebote“ schwinden zunehmend und viele private Bauherren zieht es in das Berliner Umland. Aber nicht nur allein die niedrigeren Grundstückpreise locken. Die meisten Gemeinden und Städte sind mit Berlin längst verwoben, infrastrukturell auf dem neuesten Stand und durch Zuzüge entstehen Schulen und Kitas.
Thomas Mehnert: „Ob Oranienburg im Norden, Falkensee im Osten oder auch Blankenfelde-Mahlow, das Umland ist längst nicht mehr nur eine Alternative für Berlin. Ich erinnere mich noch an die ersten Bauvorhaben im Musikerviertel und an den Stillstand, der danach kam. Doch bereits Ende 2014 platzte der Knoten und seitdem reißen die Anfragen nach Baugrundstücken nicht ab. Der gesamte Nordteil ist mittlerweile bis auf vier Parzellen verkauft und Urbanität breitet sich aus. Und selbst im Südteil kommen wir nicht mit der Erschließung nach, denn 140 Euro pro Quadratmeter bauträgerfreies Bauland sind eine Ansage, gerade wenn die wenigen freien Flächen in Berlin mithin doppelt so teuer sind“.
Mieten oder kaufen, ein ewiger Streit
Jüngst äußerte sich eine Pressesprecherin eines Kreditinstitutes und erklärte, dass der Bearbeitungsstau in den Kreditabteilungen so hoch ist, wie nie zuvor. Dies ist vor dem Hintergrund der historisch niedrigen Zinsen kein Wunder. Doch es beweist den Mangel an bezahlbaren Wohnungen und Grundstücken. Selbst ewige Mieter denken nachhaltig und wollen in den nächsten Jahren nicht in eine Mietpreisspirale geraten.
„Aus den Gesprächen der meisten Bauherren klingt zunehmend heraus, dass die Marktlage einen fast schon dazu „zwingt“ zu bauen. Oft klingt ein gehöriger Respekt durch, letztlich ist man als privater Bauherr ja kein Profi und man baut ja zum ersten Mal. Da kann ich ruhigen Gewissens und mit einigem Stolz auf die bisherigen Bauaktivitäten verweisen und als Fachmann aus den Erfahrungen letzter Jahrzehnte zehren. Bauen ist nicht mehr der Brief mit den sieben Siegeln und sanierungsbedürftige Immobilien sind eh meist nur was für handwerklich begabte Bastler und die weiterführenden Kosten oft schwer einschätzbar. Bauen ist Vertrauenssache, nach wie vor, aber das schmucke neue Häuschen mit 120 Quadratmeter Wohnfläche auf 500 Quadratmeter Bauland ist nunmehr erschwinglich geworden und meist vor Rentenbeginn locker abbezahlt“, erklärt Herr Mehnert.
Ja, man kann von einer „Flucht“ sprechen, aber im positiven Sinne. Steigende Mieten von über 9 Euro netto, Grundstückspreise von mindestens 280 Euro pro Quadratmeter und höhere Baukosten innerhalb des Stadtgebietes lassen junge Familien über den Tellerrand der Hauptstadt schauen. Und es ist bei allen Einflussfaktoren davon auszugehen, dass dieser Trend in den nächsten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten anhalten wird und sich das Umland in Brandenburg zum wirklichen „Speckgürtel“ der Metropole Berlin entwickelt.
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