Auf dem Gelände des Flughafen Tegel soll ab 2019 das olympische Dorf entstehen. Darüber hinaus kündigt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) in diesem Rahmen 5000 neue Wohnungen an – auch wenn Berlin die Olympischen Spiele nicht bekommt.
Berlin / Olympia – Mittlerweile ist die Werbung für die Olympischen Spiele 2024 in Berlin nicht mehr zu übersehen. Überall werden die Berliner für diese internationale Attraktion zu begeistern versucht. Die geschichtsträchtigen olympischen Spiele in einer überaus geschichtsträchtigen, bedeutsamen Stadt. Im September sollen die Berliner darüber entscheiden. Der neue Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) und sein Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup haben die Vision der Spiele nun um einen konkreten Plan für das Olympische Dorf bereichert.
Der Plan sieht die Bauung des Olympischen und Paralympischen Dorfes auf einer 50 Hektar großen Fläche des Flugfeldes in Tegel vor. Direkt neben dem U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz soll dieses Dorf mit einer repräsentativen Plaza mit „Welcome-Center“ beginnen, um die knapp 17.500 zu beherbergenden Athleten aus allen Teilen der Welt zu empfangen. Für das Olympische Dorf sind neben diesem Empfangs-Center unter anderem zwei bis drei Sporthallen, ein multireligiöses Zentrum, eine Poliklinik und ein großer Speisesaal geplant. Darüber hinaus sind 5000 Wohnungen, die nach den Spielen knapp 10.000 Berlinern Heimat bieten sollen, ein fester Bestandteil der Planung seitens der Senatverwaltung für Stadtentwicklung.
5000 Wohnungen werden unabhängig von Olympia gebaut
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel kündigte zudem an, dass die 5000 geplanten Wohnungen auch ohne die Vergabe der Olympischen Spiele an Berlin, etwa durch ein negatives Ergebnis des Volksentscheids im September oder eine mögliche Entscheidung des Deutschen Olypischen Sport Bunds (DOSB) für Hamburg als Bewerberstadt, auf dem Gelände des Flughafens Tegel gebaut werden sollen. Dieser soll gemäß Zeitplan spätestens im Sommer 2018 schließen, wobei Maßnahmen zur Vorbereitung laut Senat schon Ende 2017 erfolgen könnten. Die reinen Baukosten für das Wohngebiet sollen sich auf eine Milliarde Euro belaufen. Diese Kosten würden laut Staatssekretär aber auch an jedem anderen Ort anfallen. Die Schaffung neuen Wohnraumes in Berlin ist bei derartig großer Nachfrage und steigenden Mietpreisen unausweichlich, weswegen die Wohnungen mit und ohne Olympia entstehen sollen. Im Jahr 2019 sollen die Wohnungen zu bauen angefangen werden, woran sich laut Andreas Geisel auch ohne die Olpympischen Spiele nichts ändern werde. Allerdings würde sich die Entstehung des Wohngebiets in diesem Falle über mehrere Jahre strecken und Kitas, Schulen oder Kultureinrichtungen, die im Falle der Vergabe an Berlin aus teils umfunktionierten Gebäuden des Olympischen Dorfes entstehe sollen, würden erst später errichtet werden.
25 bis 50 Prozent der Wohnungen sollen zu preisgünstigen Mieten angeboten werden
Berlin braucht neue Wohnungen, um der in den letzten Jahren extrem gestiegenen Nachfrage nach Wohnraum gerecht zu werden. Daher erscheint besonders positiv, dass zwischen 25 und 50 Prozent der auf diesem Areal in Tegel entstehenden Wohnungen sozial gefördert und damit preisgünstig angeboten werden sollen. Erst kürzlich zeigte man sich enttäuscht über die fehlgeschlagenen Pläne einer „sozialen Mischung“ in der entstehenden Europacity nahe dem Berliner Hauptbahnhof. Gemäß der Pläne des Stadtentwicklungssenators Geisel sollen die Wohnungen auf dem Gelände des Flughafens Tegel zu mindestens 50 Prozent von landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften errichtet werden. Das Gelände befindet sich ausschließlich in öffentlichem Eigentum. Darüber hinaus sollen die Einnahmen durch Verkäufe an private Interessenten die Kosten für die Infrastruktur mitfinanzieren. Die Kosten für die nicht umnutzbaren Gebäude, die ausschließlich für die Olympischen Spiele errichtet werden würde, sollen allerdings nicht der Senat, sondern das Internationale Olympische Komitee tragen.
Tegel und der BER
Letztlich steht und fällt diese Planung mit der Eröffnung des zukünftigen Singleairport BER in Schönefeld. Glaubt man den politischen Entscheidern geht der Flughafen 2017 an den Start. Demzufolge ist mit einer Umzugswelle zu rechnen, da von der Flugbegleiterin bis zum Piloten und vom Bodenpersonal bis zum Techniker ein großer Bedarf an geeigneten Mietwohnungen in näherer Umgebung entstehen wird. Auch wenn, bis auf wenige Ausnahmen, die südlichen Gemeinden am Rande Berlins davon profitieren und viele Liegenschaften brach liegen: Bereits heute stehen einige Investoren in den Startlöchern um den zukünftigen Bedarf an geeigneten Immobilien am zukünftigen Großflughafen BER zu schließen.