Wohnraum wird in Berlin immer knapper. In gut einem Drittel der Fläche Berlins sind kaum Mietwohnungen unter 8,50 Euro pro Quadratmeter zu bekommen. Die Berliner Sozialverbände fordern mehr Subventionen des Senates und bezahlbare Mieten für die sozial Schwächeren der Metropole. Im Gegenzug wächst das Interesse der Investoren am Berliner Speckgürtel, wo sowohl geringere Grundstückspreise und Baunebenkosten locken. Doch was haben Investoren in den nahe gelegenen Gemeinden zu erwarten?
Berlin ist längst keine Stadt mehr im eigentlichen Sinne, Berlin ist eine Metropolregion. Zahlreiche Gemeinden im Norden der Stadt, wie Hohen Neuendorf oder Hennigsdorf, aber auch Oranienburg beheimaten mittlerweile tausende von Pendlern, die in der City arbeiten. Weitaus mehr reizt viele Berliner, aber auch Neuankömmlinge der südliche Rand der Stadt. Allen voran Potsdam stehen aber auch Gemeinden wie Königs-Wusterhausen, Teltow oder Blankenfelde-Mahlow im Fokus, nunmehr auch bei Investoren und Projektplanern.
Blankenfelde –Mahlow wächst
Am Beispiel des Musikerviertels im Ortsteil Mahlow zeigte sich deutlich, wohin die Reise geht. Steigende Mieten und gleichzeitig geringer Wohnraum und die ideale Lage am Kapitalmarkt mit niedrigen Bauzinsen zieht private Bauherren in nie geahntem Maße in den Speckgürtel Berlins. Allein in diesem fast beschaulichen Musikerviertel werden die bauträgerfreien Grundstücke bereits vor Teilung verkauft, wobei der Nordteil dieser Liegenschaft entweder bebaut wurde, oder zeitnah eine Bebauung von Einfamilien- und Reihenhäusern erfährt. Der Nordteil ist ausverkauft, so die Geschäftsleitung der Liegenschaft und der Südteil erfreut sich steigender Nachfrage.
Die Vorteile im Speckgürtel der Hauptstadt
Ganz klar stehen monetäre Beweggründe bei Familien und privaten Bauherren an sich an erster Stelle, wenn es um den Standort geht. Und hier reizen geringere Grundstückspreise ebenso, wie geringere Baunebenkosten, wenn man sein Eigenheim in einer Stadtnahen Gemeinde baut. Das die Zinsen am Kapitalmarkt andere Anlageformen nicht gerade begünstigen und Baukredite so preisert sind, wie noch nie, lockt dies viele Zuziehende, aber vor allem Berliner in den Speckgürtel der Stadt.
Doch sind die Vorteile dieser Gemeinden erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Am Beispiel des Musikerviertels und der stetigen hohen Nachfrage an Bauland wächst auch die „Gefühlte Urbanität“ einer Gemeinde. Man baut nicht einfach mal so auf plattem, infrastrukturell unerschlossenen Wiesen und Äckern – mittlerweile sind Verkehrsanbindungen, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten so vorhanden, dass Bauherren diesen Schritt in den Speckgürtel auch bewusst vollziehen.
Die Landesregierung in Brandenburg hat unlängst beschlossen den Ausbau in die Straßennetze durch finanzielle Hilfen zu verbessern. S-Bahn- und Autobahnanschlüsse garantieren somit einen ungehinderten Weg zum Arbeitsplatz in der City. Und die „Soften Standortmerkmale“, mit denen die „Gemeinden im Grünen“ werben führen an manchen Standorten zu wahren Nachfragefluten und, so wie im Musikerviertel Mahlow, hört man es an allen Ecken Hämmern. Urbaner Lebensraum entsteht.
Investoren entdecken den Speckgürtel
Die Berliner Landesregierung versucht seit langem der Wohnungsnot in den innerstädtischen Bezirken Herr zu werden. Ob nun eine Mietpreisbremse, die nicht vollends greift, die zukünftig zuziehenden Neuberliner, oder auch die bevorstehenden Herausforderungen der Flüchtlinge, die zunehmend nach Deutschland kommen, verschärfen die Lage am regionalen Immobilienmarkt. Die Nachfrage an preiswerten Wohnraum scheint kein Ende zu nehmen.
Investoren beginnen sich nunmehr auch mit den Liegenschaften am Rande Berlins als Standort für Wohnungsbauprojekte zu befassen. Auch hier reizen niedrige Grundstückspreise, die in Teilen bei weniger als der Hälfte liegen, als vergleichbare Grundstücke in Berlins Bezirken. Und gerade bei größeren Projekten machen sich die Baunebenkosten bemerkbar und dies wirkt sich ebenfalls auf die Rentabilität der Projekte aus.
Wohnungsknappheit in Berlin, niedrige Bauzinsen, vergleichsweise niedrigere Baukosten und bereits urbane Strukturen in den Gemeinden im Umland der Hauptstadt werden zukünftig die Nachfrage nach Berlin-Nahen Grundstücken erhöhen und private, wie auch institutionelle Bauherren anziehen.