In Berlin sind Wohnungen Mangelware, das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Nun aber beweist der „Wohnungseigentumsreport 2016/2017“ wie teuer Berlin geworden ist, gerade wenn es um Eigentumswohnungen geht. Vom Penthouse in Halensee für 11.000 Euro pro Quadratmeter bis zur Preissteigerung von 141 Prozent im Wedding, neu gebaute Eigentumswohnungen erzielen Rekordpreise.
Lange Schlangen vor Mietshäusern und Berlin platzt aus allen Nähten, denn allein im ersten Halbjahr 2016 erhöhte sich die Einwohnerzahl der Hauptstadt um 42.000. Auf der diese Woche anstehenden „Expo Real“, der größten europäischen Fachmesse wird der Fokus auf Wohnungen gelegt, denn egal, welche Preisgruppe man betrachtet, Eigentumswohnungen bringen Investoren und Maklern viel Geld und der Otto-Normal-Verbraucher kann sich das „kleine Eigentum“ einfach nicht mehr leisten.
Private Besitzer sind größte Käufergruppe
In 2015 wurden 28.662 Wohnungen verkauft, allein 21.871 von Privatbesitzern, so der „Wohnungseigentumsreport 2016/2017“, der im Zuge der Expo Real heute veröffentlicht wird. Dass dies 24 Prozent mehr sind, als in 2014 zeigt deutlich, wie hoch die Nachfrage ist. Vor allem neu errichtete Eigentumswohnungen sind nach Branchenkennern bis zu 77 Prozent teurer, als ältere Objekte, beziehungsweise Bestandsimmobilien. Fast 4.500 Euro pro Quadratmeter wurden in 2015 in Eigentumswohnungen neuer Bauart investiert und die Grenze scheint noch nicht erreicht.
Vor allem in den oberen Preissegmenten gab es große Preissprünge. In der Preisgruppe von 4000 Euro bis 4.999 Euro haben sich die Verkäufe verdoppelt, mithin wechselten im Jahre 2015 über 2000 Objekte in dieser Kategorie den Besitzer.
Und die Altbauten und Objekte unter 1000 Euro pro Quadratmeter? Die Verkäufe in diesen Preisregionen sind als stark rückläufig zu bezeichnen, denn nur knapp 700 wurden 2015 veräußert, in 2014 waren es immerhin noch 1000 Immobilien.
Quadratmeterpreise oberhalb der 10.000-Euro-Grenze
Ja, auch Berlin kann so sein wie New York, denn in der Luxuskategorie wurden immerhin 18 Wohnungen veräußert und wenn man bedenkt, dass gerade in diesem Segment viele Objekte neu entstehen, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Ohnehin gehen Immobilienexperten davon aus, dass sich der Mittelwert von Eigentumswohnungen, der zur Zeit bei circa 4.500 Euro liegt, weiter erhöht, seit letztem Jahr sind die Preise nachweislich um 10 Prozent im Durchschnitt gestiegen.
Die Gründe warum Baugold in Berlin immer teurer wird
Hier gibt es viele Möglichkeiten der Begründung. Einmal ist der Immobilienmarkt von Altbauten und preisgünstigen Eigentumswohnungen leer gefegt und je knapper das Angebot, umso höher die Nachfrage und damit die Preise.
Zum anderen sind in Berlin einige Stadtteile Milieu-geschützt und dort dürfen Mietwohnungen gesetzlich nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Vor dem Hintergrund, dass sich mehr und mehr eine Rot-Rot-Grüne Regierung in der Hauptstadt herausbildet, werden die Bestimmungen für Abverkäufe und Rahmenbedingungen für Investoren wohl komplexer und schwieriger werden, so Experten.
Die Alternativen zu teuren Eigentumswohnungen
Wer sich im Heute, oder auch in Zukunft mit dem Gedanken an eine eigene Immobilie beschäftigt, kann entweder als Investor agieren, oder bei der selbstgenutzten Immobilie an ein neu gebautes Haus im Speckgürtel der Stadt denken.
Immobilienexperten schütteln zuweilen den Kopf, dass man für nur einen Quadratmeter Eigentumswohnung in Berlin gut 25 Quadratmeter Bauland im nahen Umland erwerben kann. Und wenn selbst der Wedding, der „Arbeiterbezirk Berlins“ teurer ist, als der hippe Friedrichshain, ist die Frage zu Recht gestellt, wer sich Immobilieneigentum noch leisten kann. Und bei der „Neubauwut“ in der Metropole, dank niedriger Zinsen und steigender Mietpreise, wird sich die Spirale weiter nach oben drehen und der Wegzug von Familien in die Randgebiete wird ergo intensiver.